Wie geht es weiter? Corona drängt Lehrende und Lernende in den digitalen Unterricht.

 

Weniger Lernzeit

Eltern versuchten während der Corona-Zeit, in die Bresche zu springen
Lernen in Quarantänezeiten: Bei Akademikerkindern war der Anteil der passiven Tätigkeiten etwas geringer als in bildungsfernen Familien. dpa

oll. BERLIN. Kinder haben sich während der Corona-Zeit nur halb so lang mit der Schule beschäftigt wie vor Corona. Im Durchschnitt waren es nur 3,6 Stunden, vor Corona waren es 7,4 Stunden. 38 Prozent lernten höchstens zwei Stunden am Tag, 74 Prozent höchstens vier Stunden. Die Eltern haben versucht, in die Bresche zu springen. Während sie vor den Schulschließungen eine halbe Stunde gemeinsam mit dem Kind lernten, verdoppelten sie die gemeinsame Zeit auf eine Stunde am Tag. Das hat zu großen Spannungen in den Familien geführt: 28 Prozent der Eltern berichteten, öfter mit ihrem Kind gestritten zu haben. Ausgerechnet die leistungsschwächeren Schüler ersetzten Lernaktivitäten durch passive Tätigkeiten wie Fernsehkonsum, Computerspiele und Handybenutzung. Vor Corona waren es schon im Schnitt 4,0 Stunden, während der Corona-Zeit sogar 5,2 Stunden. Bei Akademikerkindern war der Anteil der passiven Tätigkeiten etwas geringer als in bildungsfernen Familien. Das geht aus einer ifo-Umfrage unter 1099 Eltern in Deutschland hervor, die vom 3. Juni bis zum 1. Juli durchgeführt wurde. Erschreckend ist, wie wenig Kinder von ihren Lehrern Rückmeldungen bekamen oder persönlich mit ihnen sprechen konnten. Nur 6 Prozent hatten täglich gemeinsamen Online-Unterricht, mehr als die Hälfte einmal pro Woche. Noch seltener hatten sie individuellen Kontakt mit ihren Lehrern. Besonders betroffen waren Nicht-Akademikerkinder und schwächere Schüler, die eine Unterstützung durch die Lehrer besonders gebraucht hätten.

Die Umfrage zeigt auch, dass im Wesentlichen Aufgabenblätter zur Bearbeitung verschickt wurden. 64 Prozent der Schüler erhielten einmal pro Woche eine Rückmeldung dazu. „Die Ergebnisse zeigen, wie wichtig es ist, dass wir unter Beachtung der Schutzmaßnahmen wieder zum normalen Schulunterricht zurückkehren. Wo Schließungen unvermeidlich sind, sollten die Schulen direkt auf Online-Unterricht umstellen“, sagte Ludger Wößmann, der Leiter des ifo-Zentrums für Bildungsökonomik.

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